Zukunft der Mobilität in der Steiermark: Öffentlicher Verkehr als Schlüssel zur nachhaltigen Infrastruktur
Die Steiermark steht vor großen Herausforderungen im öffentlichen Verkehr. Von Grazer Straßenbahnprojekten bis zur Modernisierung regionaler Strecken – dieser Beitrag zeigt Wege für eine klimafreundliche und vernetzte Mobilität.
Frage:
Die jüngsten Ausbauten im Grazer Straßenbahnnetz werden von Land (und Bund) mitfinanziert. In welchem Ausmaß sollte das Land den Straßenbahnausbau künftig mitfinanzieren?
Antwort:
Graz bildet den größten Ballungs- und Wirtschaftsraum der Steiermark. Es muss vom zentralen Interesse des Landes Steiermark sein, die Mobilität und Verkehrsinfrastruktur im Stadtgebiet zu finanzieren. Für ein so großes und dicht besiedeltes Gebiet kann der Autoverkehr nicht die Zukunft sein. Damit keine Megastaus und weitere Luftverschmutzung drohen, braucht es einen Öffi-Turbo für die Stadt Graz, der zusätzlich zu den bereits geplanten Projekten, auch das Grazer Umland besser mit dem Stadtgebiet verbindet.
Das Land Steiermark muss mehr denn je in den Ausbau des Straßenbahnnetzes in Graz investieren und soll entsprechend weiterhin Mittel zur Verfügung stellen, damit auch möglichst alle Stadtteile attraktiv erreichbar sind.
Frage:
Die Eisenbahn-Neubaustrecken Verbindungsstrecke Koralmbahn–Ostbahn sowie Neubau Raaba–Gleisdorf–Fürstenfeld haben keine Aufnahme in das Zielnetz 2040 der ÖBB gefunden. Sehen Sie Möglichkeiten, diese dennoch zu realisieren bzw. treten Sie dafür ein?
Antwort:
Viele für die Steiermark wichtige Projekte, insbesondere im Raum Graz und im Südosten, finden im Zielnetz 2040 der ÖBB entweder gar keine Berücksichtigung oder werden lediglich als Lücke dargestellt. Auch wenn die Planungen zum S-Bahntunnel noch in den Kinderschuhen stecken, hätten wir uns erwartet, dass die Verbindungsstrecke Koralmbahn – Steirische Ostbahn oder den eigentlich schon fixen Ausbau der Radkersburgerbahn darin Niederschlag finden.
Gerade mit der Eröffnung der Koralmbahn wächst die Bedeutung von Graz als Mobilitätsdreh- und Angelpunkt der Region. Wir setzen uns für eine Ergänzung der für die Steiermark wichtigen Projekte im Zielnetz 2040 ein.
Frage:
Wie stehen Sie zur Attraktivierung folgender Regionalbahnen? Murtalbahn (Elektrifizierung, Kauf neuer Fahrzeuge) Thermenbahn (Modernisierung) Gesäuse (täglicher Verkehr in der Tourismussaison) Gleichenberger Bahn (langfristige Sicherung des Wochenendverkehrs) Radkersburger Bahn (Verlängerung nach Gornja Radgona)
Antwort:
Murtalbahn: seit mehreren Jahren fordern wir die Elektrifizierung und Modernisierung, um das Potenzial in der Region ausschöpfen zu können und den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten. Gemeinsam mit dem Land Salzburg und dem Bund wäre dies auch finanzierbar. Damit würde man einer Region, die aufgrund der neuen Koralmbahn droht ausgeklammert zu werden, wieder eine größere Bedeutung zukommen lassen.
Thermenbahn: gerade in der Region Hartberg-Fürstenfeld ist man stark auf den eigenen PKW angewiesen. Um dem etwas entgegenzusetzen muss bereits bestehende Bahninfrastruktur modernisiert werden, damit auch vernünftige Takte und Fahrtzeiten erreicht werden können. Das gilt auch für die Thermenbahn.
Gesäuse: die Bahn im Gesäuse hat neben der touristischen Nutzung auch Potenzial für Schüler:innenverkehr (Stiftsgymnasium Admont). Zwar wurde ab 2025 ein Takt in der früh vom Land Steiermark zugesagt, jedoch braucht es auch für die Rückfahrt nach Hause einen oder zwei Takte, sobald der Schulunterricht abgeschlossen ist.
Gleichenberger Bahn: ein Wochenendverkehr ist jedenfalls zu begrüßen und sollte auch langfristig abgesichert sein. Eine rein touristische Nutzung ist unserer Meinung nach aber zu wenig. Die bereits elektrifizierte Gleichenberger Bahn könnte Expert:innen zufolge mit einer Modernisierung zukünftig sogar in den Regelbetrieb integriert werden. Gerade im ländlichen Raum ist man vom Auto abhängig – ein regionaler Mobilitätsplan sollte den Umstieg auf Öffis attraktivieren.
Radkersburger Bahn: die geplante Modernisierung der Radkersburger Bahn ist von unserer Seite sehr zu begrüßen. Eine Verlängerung bis Gornja Radgona hätte für sehr viele Menschen und Betriebe in der Region Vorteile und könnte über die EU finanziert werden.
Frage:
Einige steirische Bahnstrecken dienen aktuell nur dem Güterverkehr, obwohl sie in dicht besiedeltem Gebiet verlaufen (Leoben–Trofaiach) oder durch eine neue verkehrliche Situation (Zeltweg–Wolfsberg nach Eröffnung der Koralmbahn) wieder Aufgaben im Personenverkehr übernehmen könnten. Wie sehen Sie die Zukunft der genannten Bahnstrecken?
Antwort:
Der Güterverkehr ist zweifellos von genauso großer Bedeutung, kann aber nicht der einzige Nutzen von bereits bestehender Schieneninfrastruktur sein. Für den Personenverkehr gilt aus unserer Sicht: Je dichter das Bahnverkehrsnetz und je direkter die Verbindungen, desto eher steigen Menschen vom Auto um. Es braucht gerade abseits von Hauptverkehrsrouten ein attraktives Angebot von öffentlichem Verkehr. Busverbindungen haben den Nachteil selbst vom Autoverkehr und Staus abhängig zu sein und sind außerdem weitaus weniger komfortabel. Die KPÖ setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die S-Bahnlinie von Graz nach Leoben bis nach Trofaiach verlängert wird. Obwohl hier eine intakte Bahntrasse samt Oberleitungsanschluss existiert, war eine Weiterführung der S-Bahn nach Trofaiach bisher nicht vorgesehen. Seitens der Bevölkerung herrscht großes Interesse an der Wiederinbetriebnahme des Personenverkehrs auf dieser Strecke. Gerade weil die Infrastruktur bereits besteht, liegt diese Lösung nahe.
Frage:
Wo besteht Bedarf am Ausbau des regionalen Busverkehrs?
Antwort:
In Regionen wie dem Ausseerland ist ein öffentlicher Verkehr aufgrund der vielen Talschlüsse und der Topographie eine besondere Herausforderung. Die Gemeinden Bad Mitterndorf, Grundlsee, Altaussee und Bad Aussee haben einen Shuttle-Bus Dienst ins Leben gerufen, um die Mobilität in der Region zu verbessern. Leider werden für das Projekt vom Land derzeit keine Förderungen in gewährt. Die Gemeinden müssen diesen aus dem ohnehin bereits angespannten Gemeindebudgets zahlen. Wir fordern eine Finanzierung dieses Shuttle—Dienstes durch das Land und eine Klimaticket-Kooperation, ähnlich wie sie bereits in Oberösterreich möglich ist.