S-Bike statt S-Link?
Hilft ein Fahrverbot und ein Fahrradverleih wirklich weiter?
Das Projekt zur Verlängerung der Lokalbahn von Oberndorf bis zum Salzburger Hauptbahnhof, das eine innerstädtische Schienenquerung ermöglichen soll, ist keine neue Idee. Bereits im März 1988 wurde in Salzburg der Ruf nach einer teils unterirdischen Bahnstrecke laut, um die städtischen Engpässe zu überwinden. Als „Verkehrsforum Berchtesgadener Land und Rupertiwinkel“ e.V. waren wir frühzeitig in die Planungen zur Wiederbelebung dieses Konzepts einbezogen. Schon am 27. August 2020 lud das Verkehrsministerium in Wien unsere Vorstände ein, um unsere Sicht als direkte Anrainer und Profiteure einer umfassenden Verkehrslösung für die Region darzulegen. Ziel der Regierung war es, große Verkehrsinvestitionen auch nach Graz, Linz und Salzburg zu lenken.
Mit der Gründung der Projektgesellschaft 2020 wurden die Pläne unter dem Namen „S-Link“ wieder konkret – und mit ihr eine Vision für eine regionale Verkehrslösung, von der auch das Berchtesgadener Land direkt profitieren würde. Doch wir als Verkehrsforum kritisierten von Beginn an die einseitige Ausrichtung der neuen Projektgesellschaft auf technische Aspekte des Baus und das unzureichende Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit.
Visualisierung der Alpenstraße mit der geplanten Verlängerung der Lokalbahn. © S-LINK/dunkelschwarz ZT OG
Unser Vorschlag war, die S-Link-Planung um einen Abzweig nach Bayern zu ergänzen, um die alte Königsseebahnstrecke von Anif wieder zu aktivieren. So wäre ein grenzüberschreitendes Verkehrsprojekt mit Potenzial entstanden, das hohe Investitionen erfordert, aber mit bis zu 80 % EU-Förderung realisierbar gewesen wäre. Landesrat Stefan Schnöll hat sich mit riesigem, für einen Politiker einzigartigen Engagement hier eingesetzt und entsprechende Vorbereitungen getroffen.
In der öffentlichen Debatte wurde die unterirdische Stadtbahn als teure „U-Bahn-Lösung“ gegen vermeintlich günstigere Bus- und Straßenbahnoptionen gestellt. Fakt ist, dass eine unterirdische Stadtbahn – insbesondere auf der Verbindung Hauptbahnhof–Mirabellplatz mit Salzachquerung – je nach Taktung und Kapazität bis zu 8.000 Personen pro Stunde und Richtung weitgehend automatisiert befördern kann. Ein oberirdisches Bussystem hingegen bringt es auf maximal 2.400 Personen und ist durch Verkehrsstaus und Personalmangel deutlich weniger zuverlässig.
Am Sonntag scheiterte die Abstimmung über den S-Link denkbar knapp. Was für Salzburg der lang ersehnte Durchbruch in der Verkehrspolitik hätte sein können, wurde von 53,2 % der Stimmberechtigten abgelehnt. Vor den Wahllokalen hörte man Aussagen wie „Ich habe dagegen gestimmt, weil der öffentliche Verkehr ausgebaut werden soll“, „Ich will den Baulärm nicht“, oder „Das Geld sollte in Soziales fließen“. Ist dies nur Ignoranz oder gar ein Missverständnis?
Symbolbild Stimmkarte Volksbefragung Mobilitätslösung am 10. November 2024 in der Stadt Salzburg, im Flachgau und im Tennengau. © Land Salzburg/Melanie Hutter
Wie in vielen anderen Fällen führte auch diese Volksbefragung zu einem Nein gegen neue Infrastruktur. Doch warum wurde nicht über die Alternativen – den sogenannten Plan B – abgestimmt? Vorerst hört man nur vage Ideen: den Rad- und Fußgängerverkehr stärken, Pkw aus der Innenstadt verbannen, eine City-Maut einführen oder gar ein Schnellbussystem etablieren. Aber wo sollen die zusätzlichen Busse auf den ohnehin überlasteten Straßen verkehren? Auch die Messe-Bahn, nun mit einer unterirdischen Anbindung zum Mirabellplatz, wird wieder diskutiert. Werden die Bürger zu diesen Konzepten ebenfalls befragt?
Wie lange wird es wohl dauern, bis das S-Link-Projekt unter einem neuen Namen erneut aus der Schublade geholt wird?
Pressemeldung Verkehrsforums Berchtesgadener Land und Rupertiwinkel e.V.