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ÖBB Holding
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Bilanz 2022 (1/2): ÖBB mit Fahrgastrekord und Ergebnissteigerung

[Presseaussendung]
von A.D.

Die ÖBB haben sich trotz Pandemie, Energiekrise und hoher Inflation im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 wirtschaftlich gut behaupten können. Hauptverantwortlich dafür war die positive Fahrgastentwicklung.

Im Fernverkehr gab es 2022 mit fast 42 Mio. Fahrgästen sogar einen Rekord. Insgesamt sind knapp 447 Mio. Menschen im vergangenen Jahr mit dem Zug bzw. mit dem Postbus gefahren, 38% mehr als 2021. 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, waren es allerdings rund 477 Mio. Fahrgäste. Diesen Rekord wollen die ÖBB zu ihrem 100 Jahre-Jubiläum knacken. Der Güterverkehr entwickelt sich mit 88 Mio. Nettotonnen Transportleistung mengenmäßig leicht rückläufig, der Umsatz stieg allerdings um 3%. Und in der ÖBB Infra gab es aufgrund der steigenden Energiekosten ein kleines Minus. Gesamtwirtschaftlich betrachtet konnten die ÖBB das Jahr 2022 mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 193,2 Mio. Euro abschließen und es damit um 14% steigern (2021: 170,0 Mio. Euro).

ÖBB Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä begründet das gute Ergebnis so: „Bahnfahren liegt voll im Trend und das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Für 2023, dem 100. Jahr unseres Bestehens, erwarten wir über 480 Mio. Fahrgäste und damit einen neuen Fahrgastrekord.“

ÖBB Finanzvorstand Arnold Schiefer ergänzt: „Das positive Konzernergebnis ist vor allem dem Personenverkehr zu verdanken. Er war unser sprichwörtliches Zugpferd. Das vorliegende Ergebnis ist ein starkes Signal an den Kapitalmarkt, um auch weiterhin günstige Finanzierungskonditionen zu gewährleisten. Die Investitionen in den vergangenen Jahren in Fahrzeuge und das Schienennetz haben diesen Erfolg erst möglich gemacht. So konnten wir im Jahr 2022 rund 1,2 Mrd. Euro in qualitätserhaltende Maßnahmen ins Bestandsnetz tätigen.”

Darum, Schiefer weiter, “ist ein gutes Bestandsnetz die Basis für eine sichere und pünktliche Zugfahrt”.

Personenverkehr war mit 158 Mio. Euro Ergebnistreiber des Konzerns

„Einen wesentlichen Beitrag der guten Fahrgastzahlen dürfte der Tourismus geleistet haben. Ein weiterer Faktor war sicherlich auch das im Oktober 2021 eingeführte Klimaticket. Bis Ende 2022 wurden über 200.000 Stück verkauft, was die ursprünglichen Erwartungen weit übertrifft. 2023 erwarten wir eine Fortsetzung des Bahnbooms“, so CEO Matthä.

Nachdem im Frühjahr 2022 die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie weitgehend aufgehoben wurden, erholte sich die Nachfrage schnell und deutlich. Im Nahverkehr auf der Schiene transportierten die ÖBB 210,7 Mio. Fahrgäste, ein Plus von 29% (2021: 163,2 Mio.), im Fernverkehr waren es 41,8 Mio. Menschen, ein Zuwachs von 71% (2021: 24,4 Mio.) und ein „All-Time-High“ in der 100jährigen Geschichte der ÖBB. Auch der Busverkehr wuchs um 44% auf 194,4 Mio. Fahrgäste (2021: 135,3 Mio.). Im Jahr 2022 wurden somit in Summe 446,9 Mio. Fahrgäste von den ÖBB transportiert, eine Steigerung von 38% im Vergleich zum Vorjahr (2021: 322,9 Mio.).

Die Pünktlichkeit litt unter den steigenden Passagierzahlen etwas. Sie lag 2022 bei 95,5% im Gesamtsystem (2021: 96,7%). Damit zählen die ÖBB dennoch weiterhin zu den pünktlichsten Bahnen in Europa.

Der Teilkonzern ÖBB-Personenverkehr verzeichnete 2022 auf Basis der guten Fahrgastzahlen einen Anstieg der Umsatzerlöse um 8% auf 2.727,9 Mio. Euro (2021: 2.525,5 Mio. Euro). Die Gesamterträge stiegen um 7% auf 2.846,2 Mio. Euro (2021: 2.664,0 Mio. Euro, die Aufwände stiegen gleichzeitig um knapp 5% auf -2.656,8 Mio. Euro (2021: -2.527,9 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern stieg um 77% von 89,3 Mio. Euro auf 158,2 Mio. Euro.

Güterverkehr: RCG mit positivem Ergebnis, auch in Österreich und Ungarn

Der Schienengüterverkehr war 2022 mit multiplen Krisen konfrontiert – von der Ukrainekrise, den massiv steigenden Energiepreisen, Drosselungen von Produktionen, Material- und Lieferengpässen bis hin zu einer hohen Baustellenaktivität in ganz Europa mit zahlreichen Umleitungen. Logistikströme wurden zusätzlich von einzelnen Störfällen (z. B. durch den Lockdown in Shanghai oder den Raffinerie-Ausfall in Schwechat) immer wieder unterbrochen und aufwendig wiederhergestellt. „Die Bahn hat im Jahr 2022 mehrfach ihre Versorgungs- und Systemrelevanz bewiesen“, sagt Andreas Matthä.

Unter anderem konnten seit Beginn der Ukrainekrise auch neue Verkehrsströme organisiert und zusätzliche Mengen u. a. im Containerverkehr, aber auch Getreideverkehre aus der Ukraine transportiert werden. Insgesamt transportierte die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) über 1,2 Mio. Tonnen Getreide aus der Ukraine – mehr als 100 Züge pro Monat und mehr als jede andere Güterverkehrsgesellschaft in Europa. Ohne die Transportleistungen der RCG hätte auch die Versorgung Österreichs mit Benzin, Diesel und Kerosin nach dem Raffinerie-Unfall in Schwechat nicht aufrechterhalten werden können.

In diesem heraufordernden Umfeld stiegen die Gesamterträge der Rail Cargo Austria um 3% auf 1.999 Mio. Euro (2021: 1.933 Mio. Euro). Gleichzeitig stiegen die Gesamtaufwendungen um 5% auf 1.964,3 Mio. Euro (2021: 1.879,0 Mio. Euro). Zurückzuführen ist das auf massive Kostensteigerungen für Energie, Personal und Material. Damit einhergehend wurde für 2022 ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 7,3 Mio. Euro (2021: 121,6 Mio. Euro) ausgewiesen. In diesem Ergebnis verarbeitet sind jedoch Wertberichtigungen primär aufgrund des hohen Zinsniveaus von rd. 47 Mio. EUR sowie im Vergleich zu 2021 rd. 24 Mio. EUR geringere staatliche COVID-Unterstützungen.

Positiv anzumerken ist, dass nicht nur die Rail Cargo Group sondern mit der Rail Cargo Austria und Rail Cargo Hungaria auch in beiden, traditionell herausfordernden Heimmärkten ein positives Ergebnis erzielt werden konnte. In Ungarn wurde eine Einzelwagenförderung erwirkt.

Die mit eigenem Personal und Lokomotiven transportierte Tonnage – die RCG kauft international rd. 75% der Traktionsleistung bei Partnern zu – verzeichnet der abkühlenden Konjunktur im Berichtsjahr insgesamt einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6,4% von 94,1 Mio. auf 88,4 Mio. Tonnen.

Die ÖBB haben sich trotz Pandemie, Energiekrise und hoher Inflation im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 wirtschaftlich gut behaupten können. Hauptverantwortlich dafür war die positive Fahrgastentwicklung. © ÖBB

Energiekosten drücken die ÖBB-Infrastruktur ins Minus

Die Entwicklung der Betriebsleistung im Netz der ÖBB-Infrastruktur spiegelt den allgemeinen Aufschwung im Personen- und Güterverkehr auf der Schiene wider. So konnten die zurückgelegten Zugkilometer im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 163,8 Mio. (2021: 156,6 Mio.) gesteigert werden. Zuwächse gab es dabei sowohl beim Personen- wie beim Güterverkehr. Die Betriebsleistung im Bahnpersonenverkehr erreichte mit einem Plus im Vergleich zu 2021 in Höhe von 5,8% sogar einen neuen Höchststand. Verantwortlich dafür war die massiv gestiegene Nachfrage im Fernverkehr.

Die Umsatzerlöse des Teilkonzerns ÖBB-Infrastruktur stiegen 2022 um 6% auf 984,4 Mio. Euro (2021: 931,6 Mio. Euro). Die Gesamterträge des Teilkonzerns ÖBB-Infrastruktur beliefen sich 2022 auf 3.478,3 Mio. Euro (2021: 3.318,9 Mio. Euro). Die Gesamtaufwendungen verzeichneten einen Anstieg um 6% auf 3.081,6 Mio. Euro (2021: 2.917,7 Mio. Euro).

Die Inflation, das schwierige Zinsumfeld und die explodierenden Energiepreise, sie erhöhten sich im Jahr 2022 etwa um den Faktor 3, schlugen sich deutlich auf das Finanzergebnis von -412,4 Mio. Euro (2021: -390,3 Mio. Euro) nieder. Das Ergebnis vor Steuern wies 2022 ein Minus von -15,7 Mio. Euro aus (2021: ein Plus von 10,9 Mio. Euro).

Bilanz- und Ertragszahlen des Konzerns im Detail: Gesamterträge steigen

Mit Gesamterträgen von 7.397,7 (2021: 6.986,3 Mio. Euro) konnte der ÖBB-Konzern gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg von knapp 6% verzeichnet werden. Die Gesamtaufwendungen stiegen 2022 um rund 6% auf 6.734,3 Mio. Euro (2021: 6.357,6 Mio. Euro) an, wobei die Personalaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr mit 2.946,6 Mio. Euro (2021: 2.751,5 Mio. Euro) um 7% angewachsen sind. Die Materialaufwendungen erhöhten sich um 29% auf 525,3 Mio. Euro (2021: 405,7 Mio. Euro). Dieser Posten enthält unter anderem Aufwendungen für extern bezogenen Traktionsstrom sowie Aufwendungen für flüssige Treibstoffe. Die Aufwendungen für bezogene Leistungen lagen bei 1.513,2 Mio. Euro (2021: 1.402,2 Mio. Euro). Darin enthalten sind vorwiegend Entgeltzahlungen für Fahrzeugmieten, Transportleistungen und Infrastrukturbenützung an Drittbahnen. Die Abschreibungsaufwendungen blieben mit 1.333,4 Mio. Euro relativ konstant (2021: 1.336,8 Mio. Euro).

Für das Geschäftsjahr 2022 weist der ÖBB-Konzern ein negatives Finanzergebnis in Höhe von -470,2 Mio. Euro (2021: -458,7 Mio. Euro) aus. Der Zinsaufwand betrug 457,0 Mio. Euro (2021: 503,3 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) des ÖBB-Konzerns stieg im Berichtsjahr auf 663,4 Mio. Euro (2021: 628,7 Mio. Euro).

Insgesamt erwirtschafteten die ÖBB ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 193,2 Mio. Euro (2021: 170,0 Mio. Euro).

Vorwiegend bedingt durch die Investitionen in das Sachanlagevermögen erhöhte sich im Berichtsjahr die Bilanzsumme des ÖBB-Konzerns um fast 7% auf rd. 38,0 Mrd. Euro (2021: rd. 35,6 Mrd. Euro).

Das Working Capital beläuft sich auf -472,6 Mio. Euro (2021: -342,1 Mio. Euro).

Das Eigenkapital stieg um 8,6 % auf 3.524,2 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote lag bei 9,3% (2021: 9,1%).

ÖBB investierte 3,9 Milliarden Euro vor allem in Ausbau und Erneuerung

3.920,2 Mio. Euro investierte der Konzern 2022 (2021: 3.687,8 Mio. Euro).

Der größte Anteil wurde davon in die Erneuerung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur investiert, unter anderem in den Ausbau der Süd- und Weststrecke, der weiteren Elektrifizierung von Regionalbahnen oder in die Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen. Auch Schallschutz- und Sicherheitsmaßnahmen bildeten einen Investitionsschwerpunkt im abgelaufenen Geschäftsjahr. Ein neuer Fokus wurde auf Investitionen in Kraftwerke und Photovoltaik- sowie Windkraftanlagen gesetzt. Insgesamt wurden 23 neue Photovoltaikanlagen errichtet und 2022 ging das weltweit erste Bahnstrom-Windrad in Höflein (NÖ) ans Netz. Im Frühling 2022 wurde zudem der neue ÖBB Bildungscampus in St. Pölten eröffnet.

Der ÖBB-Konzern zählt zu den größten Arbeitgebern Österreichs. Per 31.12.2022 waren konzernweit 42.603 (2021: 41.898) aktive Mitarbeiter:innen (ohne Lehrlinge) beschäftigt. Das ist ein kleiner Anstieg in der Höhe von rund 2% des Personalstands im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 2022 4.691 Mitarbeiter:innen neu aufgenommen. Für 2023 sucht der Konzern weitere 3.000 Mitarbieter:innen, um den Generationswandel zu stemmen. Der ÖBB-Konzern zählt auch zu den größten Ausbildungseinrichtungen Österreichs. Zum Jahresende 2022 waren 1.766 (2021: 1.775) Lehrlinge in Ausbildung. Hinzu kommen weitere 212 (2021: 222) Lehrlinge über die Allgemeine Privatstiftung für berufliche Bildung.

Ausblick: Fahrgastrekord und leichter Rückgang des Ergebnisses erwartet

Die Planung für 2023 und der Mittelfristplan 2024 bis 2028 ist von den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie einem insgesamt inflationären Umfeld geprägt. Stark steigende Faktorkosten (u. a. Energie, Personal, Material) sowie Zinserhöhungen sorgen für ein herausforderndes Planungsumfeld. Die ÖBB rechnen zwar mit einem Anhalten des „Bahnbooms“ und einem Fahrgastrekord, aber mit einem rückläufigen, wenn auch deutlich positiven Ergebnis.

Nachhaltigkeitsbericht erstmals in Geschäftsbericht integriert

Bereits seit 2006 informieren die ÖBB regelmäßig über ihre Nachhaltigkeitsperformance. 2022 wurde das Berichtswesen freiwillig in den Geschäftsbericht integriert.

Der Vorstand der ÖBB-Holding AG präsentierte am Freitag, 21. April 2023 die ÖBB-Konzernbilanz 2022.

Pressemeldung ÖBB