Die Idee der Exkursion zum „Karlsruher Modell“ - Teil 1 "Die Keimzelle ALBTALBAHN"
Wenn eine gemischte Gruppe an unterschiedlichen Personen über mehrere hundert Kilometer über Tage in eine andere Stadt fährt, um sich dort den vorbildlichen öffentlichen Verkehr anzuschauen, dann muss es da sehr viel Vorbildliches geben.
Warum fahren Österreicher nach Karlsruhe, um sich die Stadtbahn mit TramTrain-Fahrzeugen im Innenstadttunnel anzuschauen?
Ausschnitte aus dem "Reisebüchlein" für die Exkursionsteilnehmer, aus dem zusätzliche Informationen herausgelesen werden können.
Aktionsgemeinschaft Rote Elektrische 1996 Bad Herrenalb v.l.: Peter Dorigo+, Robert Mayr, Richard Göltzner, 2 Personen AVG, Georg Fuchshuber sen.+, Sepp Weiser, Michael Just, Peter Brandl, Horst Speer+, Gunther Pitterka & Frau, Willi Alt.
Zwischen diesen beiden Fotos von Exkursionen der Aktionsgemeinschaft Rote Elektrische 1996 und Verein "Die Rote Elektrische" 2022 sind 26 Jahre und einige weitere Exkursionen nach Karlsruhe vergangen!
Gruppenbild Exkursion Stadtbahn Karlsruhe 2022 Bad Herrenalb. v.l.: Andreas Müller AVG, Günther Gritsch Club Salzkammergutlokalbahn, LAbg. Alexander Rieder FPÖ-Land Salzburg, LAbg. Hermann Stöllner FPÖ-Land Salzburg, Peter Oberascher Club Salzkammergutlokalbahn, Wilhelm Mack Kundenbeirat Südostbayernbahn, Mag. Georg Fuchshuber BVO-Salzburg, Martha Teufl Club Salzkammergutlokalbahn, Mathias Aigner VIDA Eisenbahnergewerkschaft, Andreas Dobroka in-Motion.me, (verdeckt) Gregor Watzl in-Motion.me, Mag. Markus Lechner Aktionsgemeinschaft Rote Elektrische, Erwin Pamp Verein "Die Rote Elektrische", Dipl.-Ing. Hans-Georg Frantz FH Kapfenberg/BIM Graz, Richard Fuchs Obmann Verein "Die Rote Elektrische", Gründer Verein "Neue Gleichenberger Bahn" sowie 2. Vorsitzender Verkehrsforum Berchtesgadener Land & Rupertiwinkel.
Das "Karlsruher Modell" - Die Verknüpfung zwischen Stadtbahn und Eisenbahn, seit etwa 2000 auch als Tram-Train bezeichnet. Bad Herrenalb, AVG, Linien S1/S11. Ein Teil der Bahnhofshalle des früheren Bahnhofes Baden-Baden steht in Bad Herrenalb und der zweite Teil im Bahnhof Ettlingen-Stadt
Wenn eine gemischte Gruppe an unterschiedlichen Personen über mehrere hundert Kilometer über 3-5 Tage in eine andere Stadt fährt, um sich dort den vorbildlichen öffentlichen Verkehr anzuschauen und sich dort erklären zu lassen, dann muss es da sehr viel Vorbildliches geben, das man in der eigenen Stadt oder Region nachahmen kann. Das kann man sich kaum im „Hörensagen“ aneignen, sondern man muss sich das vor Ort persönlich anschauen. Öffentlicher Verkehr, besonders Schienennahverkehr, ist eine komplexe Materie, die man nur in der Diskussion mit fachlich versierten Profis zur Gänze erfassen kann. Dazu hilft immens der persönliche Augenschein an dem Ort, wo das System lebt und tagtägliche Alltagstauglichkeit stattfindet.
Das "Karlsruher Modell" - Innenstadttunnel mit Durchblick zwischen den Stationen Marktplatz-Pyramide und Ettlinger Tor.
Das in Europa anerkannt vorbildlichste Schienennahverkehrs-System ist das sogenannte „Karlsruher Modell“ vom leider schon verstorbenen Vater der Idee Direktor Dipl.-Ing.Dr.techn.Dieter Ludwig. Diese einfache, wie geniale Idee wird allerdings noch weit in die Zukunft weiterstrahlen. Diese Strahlkraft will eine Gruppe von engagierten Personen zwischen 29. September bis 1. Oktober 2022 abkriegen.
Nun was sind die vergleichbaren Highlights? Die 25,45 Kilometer lange, ursprünglich schmalspurige Albtalbahn, ist auch mit gleichartigen Bahnen in Österreich vergleichbar:
Tabelle vergleichbare Nahverkehrsbahnen: Albtalbahn, Salzburger Lokalbahn, Berchtesgadener Land Bahn, Feistritztalbahn, Gleichenberger Bahn, Linzer Lokalbahn, Mattigtalbahn, Neue Ischlerbahn, Neue Königsseebahn, Weizer Bahn,
Aus der Albtalbahn entwickelte sich ein umfangreiches Stadtbahn-Netz, wie es für Salzburg und die Steiermark ein Vorbild ist. Auch für Oberösterreich ist das Vorbild aus Karlsruhe interessant. Karlsruhe hat die Zweisystem-Triebwagen, die aus dem Gleichstrom-Netz auf die Bahnstrecken der Bundesbahnen hinausfahren können, zum System „Regionalstadtbahn“ bzw. „TramTrain“ perfektioniert.
Das "Karlsruher Modell" - Die Verknüpfung zwischen Stadtbahn und Eisenbahn, seit etwa 2000 auch als Tram-Train bezeichnet. Bad Herrenalb, AVG, Linien S1/S11, Anschluß zum regionalen Busverkehr.
Die Überlastung des innerstädtischen Stadtbahn-Netzes brachte sehr bald die Diskussion, so wie in Salzburg, zu einem innerstädtischen Tunnel, der die Kapazitäten des Systems wesentlich erweitern kann. Obwohl in der Kaiserstraße die Straßen- und Stadtbahnen unabhängig vom Autoverkehr unterwegs waren, war der Verkehr derart dicht, dass es ohne Tunnel längst nicht mehr geht. 1996 gab es erstmals eine Bürgerbefragung, die prompt negativ ausging, weil die Stadtbevölkerung der Stadt Karlsruhe nicht verstanden hat, wo die Sinnhaftigkeit des Tunnelbaues liegen soll. Die Parallelen zu Salzburg sind richtiggehend frappierend! Als sechs Jahre später der Verkehr in Karlsruhe völlig zum Erliegen kam, wurde erneut eine Bürgerbefragung durchgeführt, die knapp aber doch zugunsten des Tunnels ausging. Als sogenannte „Kombilösung“ wurde ein T-förmiger Stadtbahn-Tunnel, zusammen mit einem bogenförmigen Straßentunnel in der Kriegsstraße begonnen, und der Stadtbahntunnel ging zum Fahrplan-Wechsel Dezember 2021 in Betrieb.
Das Herzstück des „Karlsruher Modelles“, die Albtalbahn ins Herz des Schwarzwaldes
Exkursion am Donnerstag 29. September 2022 nachmittags
Bis 2007 stand am Albtalbahnhof die 1910 von AEG gebaute Lok 2 der Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (DEBG), die die Albtalbahn von der Badischen Lokal-Eisenbahnen AG (B.L.E.A.G.) zum Betrieb übernommen hatte. Sie war eine von vier Maschinen mit 2 x 80 PS und der sehr unüblichen Wechselstrom-Spannung von 8800 V/25 Hz. Zum 50-Jahr-Jubiläum der AVG erhielt sie einen neuen Anstrich. Diese Lokomotive repräsentiert die alte Albtalbahn als meterspurige Schmalspurbahn. Die Strecke selbst wurde von der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (WeEG) gebaut.
Albtalbahnhof Karlsruhe noch ohne Halle mit Denkmallok BEAG Wechselstrom 8.800 Volt, mit Albtalbahn-Triebwagen grün und Triebwagen bis Neureut
Heute besteht der Albtalbahnhof in Karlsruhe aus drei wesentlichen Teilen. Markantester Teil ist der Doppelbogen der modernen Bahnhofshalle für den Personenverkehr. Betrieblich wichtig ist der umfangreiche Abstellbahnhof für viele Triebwagen. Neben dem Abstellbahnhof ist eine Gleisrampe mit einer Systemtrennstelle von 750 Volt Gleichstrom (Betriebsform BOStrab) auf 15 kV Wechselstrom (Betriebsform EBO) Richtung Hauptstrecke „Badische Rheinbahn“ der DB zwischen Karlsruhe und Basel. Interessant dabei ist die Systemtrennstelle in der Steigung!
Triebwagen in der Halle Albtalbahnhof
Albtalbahn mit Schloß Ettlingen
AVG-Bahnhof Ettlingen mit dem zweiten Teil der ursprünglichen Bahnhofshalle des Bahnhofs Baden-Baden
Die Albtalbahn fährt in den Süden Richtung Schwarzwald und überquert bei Rüppurr die Bundesautobahn 5. Der nächste wichtige Ort ist Ettlingen mit mehreren Stationen. Direktor Ludwig erzählte einmal, er wollte das Ettlinger Schloß, [Foto] das der schnurgeraden Bahntrasse im Weg steht, um einige Meter verschieben lassen. Direktor Ludwig ist in seinem Leben wirklich vieles gelungen, das definitiv nicht! Der Bahnhof Ettlingen Stadt ist der Betriebsmittelpunkt der Strecke mit einer zentralen Leitstelle, neben der großen in der Tullastraße, die für die gesamte Strecke bis Hochstetten und einige andere Strecken zuständig ist. Bei der Auflassung des Bahnhofes Baden-Baden, heute Festspielhaus, wurde die damals dortige eiserne Bahnhofshalle abgetragen und mit einem Teil als Bahnhofshalle in Ettlingen Stadt wieder aufgebaut. Der zweite Teil ist die Bahnhofshalle in Bad Herrenalb.
Stadtbahn Karlsruhe Triebwagen der neuesten Generation "Flexity Swift" in der seltenen grünen Lackierung der AVG Albtal-Verkehrs-Gesellschaft Tunnelrampe Tiergarten . "Karlsruher Modell" als direktes Vorbild für den "S-Link" in Salzburg!
Der nächste relevante Punkt ist der Bahnhof „Busenbach“ von dem die Strecke bis Ittersbach abzweigt. Ebenfalls ist Busenbach für den wenigen Güterverkehr für eine Spedition und für eine Holzverladung wichtig. Ein sehenswertes Kuriosum ist das private Fahrzeugmuseum neben der Albtalbahn in Marxzell. Hier stand auch eine Zeit lang eine österreichische Schmalspurlokomotive der Reihe U. Von dort (Seehöhe 252 Meter) geht es 7,3 Kilometer exakt einhundert Meter höher zum Endpunkt Bad Herrenalb Bahnhof (Seehöhe 352 Meter). Der Bahnhof selbst ist eine Wendeschleife um das alte Bahnhofsgebäude herum und der eigentliche Bahnhof ist in der bereits genannten Bahnhofshalle, die ursprünglich in Baden-Baden stand.
Rampe Albtalbahnhof Systemtrennstelle zwischen 750 Volt und 15 kV Wechselstrom
Bad Herrenalb im Nordschwarzwald ist eine baden-württembergische Kurstadt mit Prädikat „heilklimatischer Kurort“. Ein interessantes Detail ist eine kleine Standseilbahn, die in der Nähe des Bahnhofes zu einem Kurhotel hinaufführt. Wäre das nicht auch eine Idee für den steirischen Kurort Bad Gleichenberg?
Gasthausschild Stadtbahn Heilbronn Robert-Mayr-Straße
Die Albtalbahn Ausbaustrecke durch die Stadt und auf nicht elektrifizierter DB-Strecke nach Norden.
Mit der Umstellung der Albtalbahn auf Normalspur und Gleichstrom konnten die Züge auf das Karlsruher Straßenbahnnetz übergehen. Zwischen Mühlburger Tor und dem anfänglichen Endpunkt Neureut wurde eine eigene Bahnstrecke für die neue Albtalbahn gebaut, indem eine Neubausiedlung neu angebunden wurde. In Neureut schwenkt die Albtalbahn auf eine bestehende und damals nicht elektrifizierte DB-Strecke, die fast nur für den Güterverkehr genutzt wurde, ein. Auf dieser DB-Strecke ging es weiter nach Leopoldshafen, wo es eine Abzweigung zum Kernforschungszentrum gibt. Da die Züge zum Dienstschichtwechsel ins Kernforschungszentrum hineinfahren, besteigt ab Leopoldshafen der Werkschutz die Züge und man kommt nur mit dem Dienstausweis mit dem Zug ins Kernforschungszentrum.
Albtalbahn Richtung Neureut am Bahnhofsvorplatz Karlsruhe Hbf.
Endstation Umkehrschleife in Hochstetten mit Abstellanlage
Endstation Hochstetten 2022 AVG, Linien S1/S11
In Linkenheim fährt die Trasse mitten durch die Gärten und als Straßenbahn übers Rathaus durch den Ort. Dabei wird vorher die DB-Güterstrecke verlassen. Mit Hochstetten erreicht die Albtalbahn ihren Endpunkt im Norden, mit Umkehrschleife und Remise (siehe Fotos oben).
Plan Albtalbahn
Eine Fototour führte im Juni 2022 nach Karlsruhe und zu zahlreichen Fotos des Karlsruher Modells, hier am Europaplatz.
Es folgen demnächst die Streckenbeschreibungen der nächsten beiden Tage!
Freitag 30. September 2022 • Mit Zweisystem-Stadtbahn-Triebwagen auf DB-Strecken durchs Land • Auf den Spuren der früheren SWEG nach Bruchsal, Ubstadt und Odenheim
• Der T-förmige Innenstadttunnel als Teil der Kombilösung, ein Bilderbogen
Samstag 01. Oktober 2022 • Auf einer der steilsten Adhäsionsstrecken Deutschlands im Schwarzwald nach Freudenstadt, die Murgtalbahn • Mit der Stadtbahnlinie S2 mitten durch die Orte Forchheim und Mörsch
Bleiben Sie neugierig!