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Portraits Dr. Tadej Braté

Nachruf auf Dr. Tadej Braté

[Nachruf, Informationsverbund]
von Richard Fuchs

Tadej Braté war ein Weltreisender in Sachen Eisenbahn. Wo immer Schienen auf den 5 Kontinenten liegen, konnte man ihn treffen. Am 11.1.2022 verstarb der Industriearchäologe und Eisenbahnhistoriker Dr. Tadej Braté in Ljubljana/Laibach (SLO).

Am 11.1.2022 verstarb der Industriearchäologe und Eisenbahnhistoriker Dr. Tadej Braté viel zu früh im 75. Lebensjahr in Ljubljana/Laibach (SLO). Anders als die meisten Fachautoren dieser Zunft (Verkehrswesen) war Braté kein Autodidakt, sondern hatte im Rahmen seiner Studien postgradual in Birmingham Industriearchäologie studiert und damit das wissenschaftliche Rüstzeug für diese Agenda.

Portraits Dr. Tadej Braté fotografiert von Alexander Wagenhofer

Die bedeutendste Station seines beruflichen Wirkens war das Slowenischen Institut für den Schutz des Natur- und Kulturerbes - hier war er als Spezialist für Industriearchäologie tätig und stieg bis zum stellvertretenden Direktor auf. Seine besondere Liebe gehörte den Dampflokomotiven und den Schmalspurbahnen des ehemaligen Jugoslawiens. Für viele war das im seinerzeitigen Verlag Slezak erschienene Buch über die Dampflokomotiven Jugoslawiens die „Einstiegsdroge“ in eine bislang unbekannte Welt. Sein publizistisches Wirken umfasst dutzende Bücher und Beiträge. Über die Parenzana, die unvergessene Schmalspurbahn Triest - Parenzo, verfasste er mehrere Bücher die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Besonders Österreich war er zeitlebens immer verbunden: Als junger Mann war er als Lehrling bei der Wiener Lokomotivfabrik tätig gewesen. Aus dieser Zeit stammt sein erstklassiges deutsch mit dem für Akademiker ungewöhnlichen Soziolekt der Wiener Arbeiterschaft. Und daher zählte er gerade in Österreich viele lebenslange Freunde, waren es doch die Eisenbahnen im Raum der alten k&k Donaumonarchie, welcher sein besonderes Interesse fanden.

Reisegruppe auf der Tatrabahn im Bahnhof Stary Smokolov. Tadej Braté 3.von links Tadej Braté und Gunter Mackinger auf der Tatrabahn oberhalb von Poprad Reisegruppe auf der Tatrabahn im Bahnhof Poprad, Tadej Braté 2.von links

Tadej blieb der Wissenschaft und besonders der Erforschung der Eisenbahn bis ins Alter verhaftet. Noch nach seinem Eintritt in den Ruhestand promovierte er an der Universität Ljubljana mit einer eisenbahnhistorischen Arbeit. Für die nächsten Jahre plante er zahlreiche Buchprojekte zu Themen seiner engeren und weiteren Heimat – dem ehemaligen Jugoslawien. Diese Bücher bleiben jetzt wohl ungeschrieben und es besteht die Gefahr, dass deren Themen zunehmend verblassen und damit in Vergessenheit geraten.

Kaum einer konnte bei seinen Film- und Diavorträgen beispielhaft die Geschichte der bosnischen und serbischen 760mm Schmalspurbahnen so lebhaft und lebendig schildern wie er. Damit begeisterte er auch Spätgeborene für die Geschichte dieser einzigartigen Bahnen auf dem Balkan.

Tadej Braté besucht Gunter Mackinger und die Gelbe Elektrische

Reisegruppe abfahrbereit mit Twin-Liner nach Bratislava in Wien am Kai. Tadej Braté 1.von links An Bord vom Twin-Liner auf der Donau nach Bratislava, Tadej Braté rechts Slowakeireise 2015 im Bahnhof Kosice; Tadej Braté rechts

Tadej Braté war ein Weltreisender in Sachen Eisenbahn. Wo immer Schienen auf den 5 Kontinenten liegen, konnte man ihn – oft rein zufällig und selten abgestimmt, treffen. Dabei zeigte er seine Stärke als guter Kamerad und wohltuender Reisebegleiter. Seine umfassende Bildung und seine bescheidene Art öffneten aller Orten Tür und Tor zu verborgen Schätzen des Eisenbahnwesens.

Dr. Braté wirkte nicht nur fachlich und publizistisch, sondern legte - er war unter anderem auch Maschinenbauingenieur - selbst auch Hand an: Er restaurierte den letzten erhaltenden Straßenbahnwagen der Ursprungsbauart der Straßenbahn Ljubljana/Laibach. Auf seinem eigenen Grundstück in Ljubljana hatte er wertvolle Feldbahnlokomotiven im Maßstab 1:1 gesammelt und gerettet. Sein langjähriges Projekt einer eigenen Waldbahn im Süden Sloweniens blieb durch seinen Tod unverwirklicht.

Dr. Tadej Braté vor einer seiner Feldbahnlokomotiven. Foto Mackinger

Männer vom Format eines Dr.Tadej Braté fehlen nicht nur seiner Familie und seinem weltweiten Freundeskreis, sondern auch seinem Heimatland und vor allem auch den Menschen, die sich ernsthaft mit der Erforschung des Schienenverkehrs verschrieben haben.

Nachruf verfasst von Dieter Zoubek & Gunter Mackinger Fotos: Richard Fuchs, Gunter Mackinger, Alexander Wagenhofer