Aschenputtel unter Österreichs Bahnen – die Gleichenberger Bahn
Eisenbahnen sind ungeliebte verkehrspolitische Stiefkinder. Die Gleichenberger Bahn wurde abwertend zum „Dschungel“ verbannt. Die Parallelen zum Märchen „Aschenputtel“ sind offensichtlich, da der Bahn die Lebensfähigkeit abgesprochen wird.
PRESSEINFORMATION
Die Eisenbahnen sind generell die ungeliebten verkehrspolitischen Stiefkinder und werden als Alternativen zum Straßenverkehrs-Chaos einfach ignoriert. Die politisch Unwissenden und automobilen Schlechtredner der Eisenbahnen wissen heute noch gar nicht, dass ausgerechnet gerade die verteufelten Bahnen es sein werden, die das Ruder in der Verkehrswende, als Teil der Dekarbonisierung, zum Abwenden des Klimawandels, herumreißen werden. Doch davon sind wir heute 2022 noch meilenweit entfernt, obwohl in zehn oder fünfzehn Jahren in der Mobilität kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Die „Elektro-Mobilität“ wird als das erkannt werden, was es tatsächlich ist, nämlich die Kernkompetenz der Eisenbahnen und nicht das Spielen mit Elektro-Autos.
Appel-Schotterzug Fahrgast-Ansturm Landesbahn Feldbach - Gnas - Bad Gleichenberg
Während für den Straßenbau alles Geld der Welt zur Verfügung zu stehen scheint, weil jedes Jahr der große Kuchen der Steuergelder dem Straßenbau zufließt und für die Eisenbahnen nur noch, wenn überhaupt, die Brösel übrigbleiben. Selbst diese wenigen Brösel macht man der Eisenbahn auch noch streitig. Ein wirklich letztklassiges und korruptes Beispiel ist die Achenseebahn, der man aus rein persönlichem und politischem Kalkül jede Chance auf Zukunft geraubt hat. Eine andere Bahn wurde sogar sprichwörtlich abwertend in den „Dschungel“ verbannt, die Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg. Die Parallelen zum Märchen „Aschenputtel“ sind so offensichtlich, weil seit rund 1988 wird der Bahn oberflächlich die Lebensfähigkeit abgesprochen.
ET2 im Bahnhof Maierdorf.
Selten wird so offensichtlich gelogen, werden Vorurteile gepflegt und Gerüchte verstreut, wie bei der Gleichenberger Bahn. Dazu schreckte man nicht einmal davor zurück, eine Buslinie zu vergewaltigen, nur um den Anschein zu erwecken, sie sei als Konkurrenz leistungsfähiger und wirtschaftlicher als die Bahn. Nun musste man dazu nur einige Fakten schaffen, um die Gleichenberger Bahn, nur einigermaßen glaubwürdig, schlecht reden zu können. Der Bus muss den kürzesten Weg zwischen Feldbach und Bad Gleichenberg, abseits aller Orte und meist ohne Halt, fahren, nur um einigermaßen die Fahrzeit einhalten zu können. „Sicherheitshalber“ ließ man die Streckenhöchstgeschwindigkeit der Gleichenberger Bahn auf 40 km/h heruntersetzen, damit wenigsten der Bus ein paar Minuten schneller fährt. Bereits vor 90 Jahren fuhr die Bahn schneller als heute. Mit zeitgemäßen modernen Nahverkehrstriebwagen kann man die Fahrzeit auf der Bahn auf rund 25 Minuten reduzieren, die man mit dem Bus, trotz Fahrplan, niemals erreichen kann.
Feldbach Landesbahnhof Landesbahn Feldbach - Gnas - Bad Gleichenberg
Um die Bahn schlechtzureden nimmt man rücksichtslos in Kauf, dass alle Orte entlang der Bahn, zwischen Feldbach über Oedt bis Traumannsdorf überhaupt nicht mehr bedient werden. Die „Dschungel-Erfinder“ streuten dann noch das Gerücht, der Bus sei näher an den Orten als die Bahn. Nach den eben genannten Gründen kann das mit jeder Landkarte widerlegt werden.
Fahrzeitvergleich Gleichenberger Bahn mit den umliegenden Buslinien 414, 415, 416, 417
Die Behauptung, der Bus sei billiger zu betreiben, als die Bahn, stimmt solange, als der Bus, wie derzeit fast ausschließlich leer (max. 1-3 Fahrgäste je Kurs) fährt. Nur das Problem ist, dass eine Buslinie, die durch das Nirgendwo an jedem Nirgendwo vorbeifährt, völlig sinnentleert abgasverteilend leer durch die Gegend geistert. Die meisten Bahnstationen der Gleichenberger Bahn haben einen Zugangsweg von 300 Metern. Da kommt der Bus in Ansätzen nicht mit. Lediglich in Gnas ist die Entfernung vom Bahnhof zum Ort 1,2 Kilometer. Die einzige nennenswerte Bushaltestelle „Klausen Abzw. Gossendorf“ ist vom namensgebenden Ort 5 Kilometer (5.000 Meter) entfernt. Da glaubt wohl wirklich niemand, dass da wer diesen Weg zu Fuß geht, schon gar nicht mit Gepäck.
Die ÖBB-Regionalleitung Oberösterreich organisierte am 14. Juni 2008 für Mitarbeiter und Geschäftspartner einen Sonderzug von Linz nach Admont. Zum Einsatz ist der hervorragend aufgearbeitete "Blaue Blitz" der Reihe 4145 gekommen.
Es hat ja eine gewisse Logik, wenn man in Bad Gleichenberg auf die Wiener Bevölkerung, die immer weniger eigene Autos hat (unter 50%), als Zielgruppe anspricht. Leute, die in der „Automobil-Denk-Blase“ gefangen sind, kommen natürlich nicht auf die Idee, mit Sonderzügen, wie früher einmal mit dem „Blaue Blitz“, die Gäste direkt von Wien über die Thermenbahn Hartberg – Fehring zu fahren. Wer nur in der Dimension „Lenkrad, Gaspedal und Highway 66“ zu denken in der Lage ist, wird, ziemlich einfallslos, auf die Idee eines abgasproduzierenden „Thermenlandbusses“ kommen. Man wird sehen, wie lange und überhaupt das nachgefragt wird. Nachhaltig ist das umweltpolitisch nicht. Die Klimakrise interessiert in der Südsteiermark leider niemand. Ein Schelm der denkt, dass das nur ein weiterer Versuch ist, die Eisenbahnen, v.a. die Gleichenberger Bahn, neuerlich zu torpedieren!
Bei den gesetzlich relevanten Fakten, die von der Politik zu berücksichtigen sind, bauen die „Automobil-Fetisch-Blasen-und-Route-66-Asphalt-Anbeter“ ganz offensichtlich auf den Spruch „Wer nix weiß, muss alles glauben“. Wer die Fakten nicht kennt, lässt sich offensichtlich von jedem profilierungssüchtigen Politiker jeden Unfug einreden. So wird von den Vulkan-Predigern allen Ernstes die Behauptung aufgestellt, der Bund (Republik Österreich) zahle nichts für eine reguläre Nahverkehrsbahn, sondern nur für eine sog. „Tourismusbahn“.
Für den Verein "Neue Gleichenberger Bahn" im Raum Südost-Steiermark wurde ein moderner VDV-Triebwagen im möglichen Design "Gleichenberger Bahn" gestaltet. Fotomontage: AIM; Originalbild: VDV-Pressebild
Abgesehen, dass es in den Eisenbahn-Gesetzen den Begriff „Tourismusbahn“ überhaupt nicht gibt, wird, im konkreten Fall, bei der Gleichenberger Bahn, die laufende Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen, bei Erhaltungsarbeiten und Neubauten, nach dem Privatbahn-Gesetz das sog. MIP Mittelfristige Investitionsprogramm des Bundes gesetzlich klar geregelt. Seitens der FPÖ in der Steiermark wurde das einzig richtige gemacht, nämlich die Verkehrsministerin mittels einer parlamentarischen Anfrage genau dieser Punkte zu befragen. Dazu wurden von der Verkehrsministerin folgende Antworten gegeben, die genau in vorne genannten Zeilen bereits beschrieben wurden und demnach auch zu erwarten waren! Der beiliegende Originaltext kann zur Gänze heruntergeladen werden. Die bereits vorab angesprochenen Punkte werden in Frageform im O-Ton aufgezeigt und dazu die Kernaussagen der Verkehrsministerin ausschnittsweise zitiert:
1. Umwelt- und Mobilitätspolitik des Bundes - Mobilitätsverlagerung von der Straße auf die Schiene
Frage: „Ist es im Interesse der Umwelt- und Mobilitätspolitik des Bundes bestehende Nahverkehrseisenbahnen , die ein hohes Entwicklungspotenzial zur Mobilitätsverlagerung von der Straße auf die Schiene haben, einzustellen? …“
Antwort Gewessler: Der öffentliche Verkehr stellt nicht nur einen wesentlichen Teil der Daseinsvorsorge dar, sondern ist auch für die Erreichung einer klimaneutralen Mobilität die wesentliche Säule. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, jedem Menschen in Österreich damit eine umweltschonende Mobilitätsgarantie anzubieten, …“
2. Wurden Einstellungsanträge für die steirischen Bahnen eingereicht?
Frage: „Sind bereits Maßnahmen bzw. Anträge des Landes Steiermark zur Einstellung der Gleichenberger Bahn und Murtalbahn bei der Eisenbahnbehörde im Verkehrsministerium eingereicht worden …?“
Antwort Gewessler: „Es sind betreffend der oa. genannten Nebenbahnen keine Einstellungsverfahren anhängig.“
3. Bundesmittel für Gleichenberger Bahn und Murtalbahn!
Frage: „Gibt es für die Gleichenberger Bahn und die Murtalbahn die Möglichkeit finanzielle Mittel des Bundes nach dem Privatbahngesetz zu lukrieren?“
Antwort Gewessler: „Grundsätzlich können gemäß § 4 Privatbahngesetz 2004 für die Schieneninfrastruktur (§ 10a Eisenbahngesetz 1957) von Haupt- und Nebenbahnen, deren Betreiber:in ein im Bundesbahngesetz nicht angeführtes Eisenbahnunternehmen ist, den diese betreibenden Eisenbahnunternehmen Finanzierungsbeiträge im Rahmen von mittelfristigen Investitions- und Erhaltungsprogrammen gewährt werden ...“
Antwort Gewessler: „Ein rein touristischer Betrieb wird vom Bund jedoch nicht finanziert.“
Antwort Gewessler: „Die Gleichenberger Bahn und die Murtalbahn erfüllen die oben genannten Voraussetzungen für das mit dem im derzeitigen Entwurf eines Mittelfristigen Investitionsprogramms beabsichtigte Betriebskonzept.
4. Elektrifizierung Steirische Ostbahn und Integration der Gleichenberger Bahn in S-Bahn-Netz
Frage: „Wann ist die Elektrifizierung der sogenannten „Steirischen Ostbahn" Graz -Gleisdorf - Feldbach - Fehring - Szentgotthárd, geplant und kann im Zuge dessen auch die Gleichenberger Bahn auf 15kV 16, 75Hz Wechselstrom umgestellt werden, um die Gleichenberger Bahn in das Steirische S-Bahn-Netz zu integrieren?“
Antwort Gewessler: „Nach Auskunft der ÖBB-Infrastruktur AG ist nach derzeitiger Planung die Elektrifizierung der gesamten Strecke Staatsgrenze – Mogersdorf – Graz im Zeitraum von 2026 bis 2028 geplant…“
Antwort Gewessler: „Strategische Entscheidungen sind deshalb von Seiten der Eigentümer:in – in diesem Fall das Land Steiermark – zu treffen…“
Mit diesen kompetenten Antworten von Frau Verkehrsministerin Gewessler können nun endgültig die im Herbst 2021 und teilweise schon vorher verbreiteten haltlosen Vorurteile und Gerüchte ins Reich der Märchen verwiesen werden! Nun ist es an der Steiermärkischen Landesregierung ihren Teil der Hausaufgaben zu machen und sowohl für die Murtalbahn, als auch für die Gleichenberger Bahn, die längst überfälligen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen!
PRESSEINFORMATION im Original:
Website Verein "Neue Gleichenberger Bahn"
Der Verein "Neue Gleichenberger Bahn" setzt sich zum Erhalt, zur Attraktivierung und für die Modernisierung der Gleichenberger Bahn ein.