Salzburg AG Verkehr – Gefahr in Verzug! - Teil 3 von 4
Aus dem europäischen Vorzeigebetrieb „Salzburger Lokalbahnen“ wurde seit 2014 kontinuierlich ein Sorgenkind, das dem „Diktat des Rotstifts für immer höhere Renditen“ untergeordnet und damit dem Niedergang preisgegeben wurde.
Offener Brief Salzburg 31. Juli 2021
Themenblock „Fahrzeuge & Infrastruktur“
Aus dem europäischen Vorzeigebetrieb „Salzburger Lokalbahnen“ wurde seit 2014 kontinuierlich ein Sorgenkind, das dem „Diktat des Rotstifts für immer höhere Renditen“ untergeordnet und damit dem Niedergang preisgegeben wurde. Technische Einrichtungen jeglicher Art gehen unweigerlich dem Verfall entgegen, wenn sie nicht ständig gepflegt, bzw. gewartet werden. Das gilt naturgemäß auch für die Salzburger Lokalbahnen.
Die Systeme des Schienenverkehrs, von den Lokalbahnen bis zu den Hochleistungseisenbahnen, sind die sichersten Verkehrssysteme überhaupt. Trotzdem müssen die Wartungsarbeiten akribisch durchgeführt werden.
16) Angeblich abgelaufene gesetzlich vorgeschriebene Revisionsfristen, sog. „Hauptuntersuchungs-Fristen“, der im Plandienst eingesetzten Fahrzeuge hat diesen Aufschrei und Hilferuf letztendlich ausgelöst. Das Problem ist damit die Vernachlässigung der Substanz der Fahrzeuge im Plandienst. Der Verein „Die Rote Elektrische“ hat daraufhin umgehend mit einem vorangegangenen offenen Brief die Eisenbahnbehörde aufgefordert, diesen Missstand zu untersuchen. Nicht auszudenken, was in einem Unfall-Szenario passiert, wenn zum Beispiel bei einem Zug die Bremsen versagen. Hier ist auf den kürzlich in Italien stattgefundenen Seilbahnunfall mit vielen Toten zu verweisen, nur in einem Lokalbahnzug sind bis zu 40x (vierzig Mal!) so viele Fahrgäste an Bord. Auf keinen Fall kann die Salzburg AG und die Politik den „Schwarzen Peter“ dem Personal zuschieben, weil wir als Verein „Die Rote Elektrische“ längst auf diese Missstände hingewiesen haben! Natürlich fliegt dann ein Lokalbahn-Mitarbeiter hinaus und nicht der verantwortliche Salzburg AG-Vorstand! Um den Betrieb gewährleisten zu können, mussten für einige Fahrzeuge Sonderrevisionen zur Erhaltung der Sicherheit angeordnet werden.
17) Was auch bei der Lokalbahn passieren kann, wenn die Wartung nicht mehr greift, egal warum, zeigt ein Bremsversagen auf der Rampe zum Lokalbahnhof. Letztendlich Wartungsfehler technische Gebrechen führten zu diesem Ereignis. Das technische Gebrechen allein (sowas kann immer mal Vorkommen) hätte nicht zum Bremsversagen geführt. Offen bleibt jedoch die Frage, wie die Bedienfehler bzw. Wartungsmängel entstanden sein konnten! Liegt das vielleicht an den abhanden gekommenen Teamgeist „Lokalbahn“, sprich an mangelnder Motivation der Mitarbeiter? Müsste sich hier nicht das Management selbst fragen, was ist in meinem Unternehmen los? Die Fahrgäste stellten sich die Frage, warum diverse Züge aus Lamprechtshausen kommend, mehrere Wochen bereits im Bahnhof Salzburg-Itzling endeten und nicht, wie vorgesehen im unterirdischen Lokalbahnhof Salzburg LB - Hauptbahnhof. Niemand wird verstehen, wenn eine Dienstleistungsreduktion aus Wartungsmängeln der Züge, die auf Fahrgäste Auswirkungen hat, stattfindet, denn das ist völlig inakzeptabel.
Das Vertrauen der Fahrgäste in Fahrzeuge einzusteigen, deren Revisionsfristen bereits mehr als acht Jahre (siehe Rev.04.2013) zurückliegen, muss sich in Grenzen halten. Aus diesem Grund müssen die Fahrzeuge dringen von Experten des Verkehrsministeriums untersucht werden! Diese Fotos wurden am 29. Juli 2021 aufgenommen!
18) Ebenso verfallen derzeit die Revisionsfristen der Fahrzeuge der größtenteils unter Denkmalschutz stehenden Fahrzeuge, obwohl im Denkmalschutzbescheid die Betriebsfähigkeit mit erwähnt ist. Es geht sogar so weit, dass explizit an die Lokalbahn-Mitarbeiter eine Order ausgegeben wurde, keinerlei Erhaltungsarbeiten an den historisch wertvollen Fahrzeugen mehr durchzuführen.
Wir als Verein „Die Rote Elektrische“ haben die zuständigen Stellen im Bundesdenkmalamt informiert und ersucht einzugreifen.
Während die historischen Fahrzeuge der "Roten Elektrischen" von der Salzburger Lokalbahn unter Denkmalschutz und damit unter besonderer Beobachtung des Bundesdenkmalamtes stehen, wird durch persönlichem Einsatz der Mitglieder des Vereines "Pro Obus" der historische Wagenpark liebevoll gepflegt. Obwohl dieser Verein die Salzburg AG vor einer schrecklichen Blamage bewahrt hat, wird der Verein aus der Remise Alpenstraße hinausgeschmissen! Im Bild eine Fahrzeugschau 2015 auf dem Kajetanerplatz mit Obus 123!
19) Der Verein „Pro Obus“, der eigentliche „Verein der Freunde von Elektromobilität in Form von Obussen und Trolleybussen“ heißen müßte, hat 2018, als die nicht ordnungsgemäß gewarteten Obusse reihenweise ausfielen, die Salzburg AG vor einer noch größeren Blamage gerettet, indem sie mit ihren historischen Fahrzeugen ausgeholfen haben. Damals wurde der Verein „Pro Obus“ mit ihren Oldtimern sogar noch verhöhnt. Einzig dankbar zeigte sich Bürgermeister Preuner mit einem offiziellen Dankschreiben an den Verein. Jetzt soll durch das Herausdrängen des Vereines „Pro Obus“ aus der Zentralgarage, als „Dankeschön“ (Fußtritt würde besser passen) für diese Unterstützung über die vielen Jahre „belohnt“:
a) Die kostenlose Marketingarbeit des Vereines „Pro Obus“ seit 2006 für ein positives Image der Salzburg AG wird jetzt mit dem Hinauswurf „bedankt“.
b) Mit den Reserve-Obussen 178, 220 und 109 des Vereines „Pro Obus“ wurde 2018 der Zusammenbruch der Fahrzeugflotte einigermaßen abgefedert.
c) Auch beim Ausbau von wertvollen Ersatzteilen bei Verschrottungen von Obus-Altfahrzeugen war der Verein „Pro Obus“ stets hilfreich, der jetzt mit dem Rausschmiss „bedankt“ wird.
d) Ebenso unterstützt der Verein seit 2011 mit der Bewirtschaftung des „Altteilelagers“ für Betriebs- und Reservefahrzeuge kostenlos und in der Freizeit die Salzburg AG.
e) Auch bei der Zurverfügungstellung von Werkstattressourcen (Radgreifersatz während der Obuskrise, Traversen zur Ent- und Verladung von über 70 Obussen, etc.) war der Verein gut genug. Jetzt hat „… der Mohr seine Schuldigkeit getan…“ und „darf jetzt gehen“.
f) Besonders perfid ist das Anzweifeln rechtsgültiger Verträge zwischen der Salzburg AG und dem Verein von 2013 und damit der Entzug der Arbeitsgrundlage des Vereins und die Negierung der Leistungen des Vereins für die Salzburg AG in diesen vielen Jahren. Verträge werden zwischen Institutionen vereinbart, völlig unabhängig der jeweils momentan handelnden Personen.
Obus 123 (Uerdinger BJ. 1957) vor dem Gasthof Hinterbrühl auf dem Kajetanerplatz vor dem Justizgebäude
20) Infrastruktur und Fahrzeuge der Salzburg AG Sparte „Verkehr“ wurden bekanntlich großteils durch Steuergelder von Land Salzburg, Land Oberösterreich, Stadt Salzburg sowie durch die Republik Österreich (MIP-Mittel etc.) finanziert und damit wurde Volksvermögen in die Obhut der Salzburg AG übergeben. Das betrifft v.a. die Sicherungstechnik, Zugsicherung, Tunnel Lokalbahnhof und alle Fahrzeuge. Mangelnde Instandhaltung von Infrastruktur und Fahrzeugen reduzieren nicht nur den Wert, sondern auch die Nutzungsdauer massiv.
21) Durch den Wissensverlust durch den laufenden Abgang von fachkompetentem Personal, sind permanente technische und betriebliche Probleme zu erwarten, speziell bei der
a) Fahrzeugtechnik mangels Reparaturen und Revisionsfristen b) Sicherungstechnik, die Unfallvermeidung sicherstellt und daher sehr sensibel ist c) Eisenbahnbetrieb mit ständigen Verspätungen, verminderter Behängung der Züge sowie d) Zugausfälle mangels betriebsfähiger und teilweise nicht vorhandener Fahrzeuge (fehlender Einsatz von vorhandenen Reserve-Fahrzeugen)
22) Sperrung des Einsatzes der vierachsigen SGP-Triebwagen ET 32 und ET 33 zur Abdeckung von Spitzen (morgentlicher Schülerzug) oder bei Wagenmangel. Der ET32 wurde jahrelang witterungsungeschützt im Freien abgestellt. Mit dem Einsatz der Vierachs-Triebwagen ET 32 und ET 33 wären kostengünstig zusätzliche Kapazitäten verfügbar. Die damals vorbildliche Wartung (bis vor zehn Jahren) hat es ermöglicht, dass diese Fahrzeuge in gutem betriebsfähigen Zustand und damit auch noch immer alltagstauglich sind.
Der Vierachstriebwagen ET 32 aus den 1950er-Jahren steht derzeit ungenutzt und ungeschützt im Freien und wird, trotz diverser Fahrzeugmangel nicht für Verstärkerfahrten, z.B. Schülerzüge genützt. Ein riesiger Fehler seitens der Salzburg AG war die Einstellung des lukrativen Güterverkehrs. Man kann nur den Eindruck gewinnen, auch die Berchtesgadener Land Bahn zeigt das, dass sich die Salzburg AG schrittweise vom Kerngeschäft "Eisenbahn" verabschiedet.
23) Die Salzburg AG versteht die Salzburger Lokalbahnen nicht als wirtschaftlich gesamtheitliches System und filetiert das Unternehmen unter dem Diktat des Rotstifts. Daher hat man das wichtige Standbein „Güterverkehr“ abgeschafft, was den Schluss zulässt, dass die Salzburg AG den Bereich Verkehr letztendlich zur Gänze eliminiert werden soll. Nur so ist auch erklärbar, warum der Verkauf von betriebsnotwendigen Fahrzeugen, auch um den Preis der Sicherheit durchgezogen wird:
a) Die bereits verkaufte Diesellok V 82 war als Betriebsreserve, die einzige Lok mit allen betriebsnotwendigen Systemen zum Einsatz auf der SLB bzw. im Netzverkehr (SLB-Funk, Zugbahnfunk, PZB, SLB-Fahrsperre, EK-¬Einschaltung) sowie der Möglichkeit Fahrzeuge aus dem Bahnhof „Salzburg LB“ ohne Fahrspannung zu evakuieren. Diese Lok war die einzige Möglichkeit fahrleitungsunabhängig Fahrzeuge aus dem Brandbereich des unterirdischen Lokalbahnhofes zu evakuieren. Ohne diese Lok sind bestimmte Einsatzbereiche professionell nicht möglich. Im Brandfall des unterirdischen Lokalbahnhofes kann ohne V82 kein ordnungsgemäßer Einsatz der Feuerwehr, Zuführung Mannschaft und Ausrüstung (LUF60 funkferngesteuertes Löschunterstützungsfahrzeug) durch die Feuerwehr gewährleistet werden. Dazu mag manchem das Beispiel Gletscherbahn Kaprun einfallen. Man kann nur hoffen, dass dieser Brandfall nie eintritt!
Durch das Fehlen der verkauften Diesellokomotive V82, die als spezielle Tunnelrettungslok ausgestattet war, gibt es im Brandfall im unterirdischen Lokalbahnhof kein Fahrzeug mehr, das die Fahrzeuge und die Menschen aus dem brennenden Tunnel holen könnte! Man kann nur hoffen, dass es nie zu einem zweiten "Kaprun" kommt. Völlig unverständlich ist das Eliminieren des wichtigen finanziellen Standbeines "Güterverkehr" mit der leistungsfähigen Taurus-Lok.
b) Der Ausstieg aus dem Güterverkehr war einer der größten Fehler bei den Salzburger Lokalbahnen. Die Lokomotiven V 84, V 85 und V 87 sind für den Güterverkehr auf den Anschlussbahnen in und um Salzburg zwingend notwendig, wurden aber verkauft bzw. sind derzeit im Angebot. c) Die Elektrolok E 91 (TAURUS) ist für die Teilnahme am lukrativen leistungsfähigen internationalen Güterverkehr für den Netzgüterverkehr die Grundlage des Betriebes. Der Verkauf dieser Lok nimmt die Salzburger Lokalbahnen aus dem internationalen Wettbewerb im zukunftsweisenden europäischen Güterverkehr. Während weltweit bzw. v.a. in Europa die Verlagerung des Frachtverkehrs auf die Schiene stattfindet, beraubt sich die Salzburg AG selbst um diese Möglichkeit mit dem Güterverkehr eine wirtschaftliche Basis für das Unternehmen Salzburg AG Verkehr zu haben. Mittlerweile wurde die E 91 unter Wert verkauft. Der Verlust zwischen Ankauf und Verkauf liegt bei rund 2,5 Mio. Euro. Man darf annehmen, dass der Erlös aus diesem Verkauf von 1,1 Mio. Euro unmittelbar der Berechnung der Vorstands-Boni zugerechnet wird.
24) Das Verdrängen von Hinweisen auf Mängel und wichtige Verbesserungsvorschläge durch Mitarbeiter zu den HESS/¬ABB-Obussen, den Batteriebussen nach Grödig, hat augenscheinliche Probleme aufgezeigt, besonders in Bezug auf
a) die hohe Anzahl von Entgleisungen der Stromabnehmer, sog. „Stangen-Entgleisungen“ verursachen erhebliche Schäden (weit über 100.000 €) an der Infrastruktur und den Fahrzeugen der Salzburg AG. Ideen, die ihre praktische Wirkung erreichten. Warum wurden Nachbesserungen seitens des Herstellers nicht durch die Salzburg AG eingefordert? b) Offensichtlich unklare Vorgaben des Projektteams, welches sich heute in dem bereits mehrfach zitiertem „Asset-Management“ wiederfindet, bei der Fahrzeugbeschaffung der gemischten Batterie-Obusse der Fa. Hess/ABB führten zur Nichtdurchsetzung einer Ersatzteilgleichheit bei Lieferanten von gleichen Baugruppen bei den anderen Fahrzeug-Herstellern (Van Hool, Solaris, etc.) der etwas älteren Fahrzeuge im Netz. c) Der Rotstift im Bereich der Werkstatt zeigte die mangelhafte Wartung besonders der Klimaanlagen auf. So werden die Versäumnisse in den Werkstätten unmittelbar direkt den Fahrgästen bewusst, indem sie im Sommer „gekocht“ und im Winter „eingefroren“ werden. Inzwischen wurden, mit hohem zusätzlichen Aufwand, angeblich durch einen autorisierten Fachbetrieb die Anlagen instandgesetzt und sollen auch zukünftig durch diese gewartet werden. d) Warum wurden für die Hess/ABB-Obusse ein Stückpreis von 1,1 Millionen Euro, statt der marktüblichen 800.00 Euro bezahlt? Vor allem die Nachbestellung (2. Lieferung) hätte zum marktüblichen Preis stattfinden können.
Die neueste Generation in Salzburg sind die sog. "Hess-Obusse", die in erster Linie für den oberleitungslosen Bereich in Grödig beschafft wurden. Die Wirtschaftlichkeit ohne Oberleitung ist ein fragwürdiges Unterfangen und wir sicher in diversen Rechnungshof-Berichten in Zukunft noch näher durchleuchtet werden.
Der Verein „Die Rote Elektrische“ verlangt von Stadt und Land Salzburg SOFORT, alle genannten Verkehrsbereiche von Lokalbahn, Obus, etc. aus der fatalen Umklammerung der Salzburg AG zu befreien und in die „Salzburger Landesbahn“ auszulagern.
In jedem Lokalbahn-Triebwagen befinden sich mehrere "Notbremsen". Die Salzburger Landespolitik muss die "Notbremse" in Sachen Salzburg AG leider virtuell ziehen, das aber rasch. Der Verein "Die Rote Elektrische" hat auch, bereits virtuell mit diesen Artikeln, den "Haltewunsch betätigt". Jetzt muss nur noch das Land Salzburg aus dem Abenteuer Salzburg AG "aussteigen"!
Die Erbringung gemeinwirtschaftlicher Leistungen gefördert von Bund, Land und Stadt gehört in kommunale Hände. Damit darf kein Gewinn zu Gunsten von Aktionären zum Nachteil der Ordnung und Sicherheit im Bahnbetrieb erzielt werden!
Hier ist Gefahr in Verzug! In Sachen „Salzburger Landesbahnen“ hat das Land Salzburg dringenden Handlungsbedarf!