Beitrag Wiener Journal "Der schönste Platz der Erde", Achensee
Antwort-Leserbrief zu Beitrag Wiener Journal "Der schönste Platz der Erde", Achensee von einem Insider!
"Der schönste Platz der Erde", Achensee
Sehr geehrte Fr. Hewson, sehr geehrtes Redaktionsteam, der Beitrag "Der schönste Platz der Erde", der im Wiener Journal vom 14.8.2020 mit dem Schwerpunktthema Alpbach erschienen ist, macht durchaus Lust, in der Achenseeregion zu urlauben.
Leider muss ich dazu eine wichtige Korrektur anbringen: Sie schreiben auf Seite 24 des Wiener Jounals: "Im Sommer tuckert die Achensee-Dampfzahnradbahn die 380 Höhenmeter vom Inntal herauf ..." Das tut sie leider im Sommer 2020 nicht mehr, siehe auch www.achenseebahn.at . Daran ist aber ausnahmsweise nicht das Covid -19 Virus schuld, sondern unterlassene Investitionen in die Instandhaltung, da das Land Tirol laut Medienberichten bereits zugesagte Mittel nicht rechtzeitig bezahlt haben soll. Übrigens ist die Achenseebahn eine der ganz wenigen Bahnen, die normalerweise ihre laufenden Betriebskosten zur Gänze aus Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf deckt.
So schaute der romantische Dampfzugbetrieb der Achenseebahn bis 2019 aus. Die politisch gewollte Zerstörung scheint voranzuschreiten!
Ich möchte jetzt keine Schuldzuweisungen niederschreiben, da ich die komplexen organischen und finanziellen Probleme, die mit der Aufrechterhaltung des Betriebs und des Ausbaus der Achenseebahn nicht im Detail kenne. Fakt ist, dass vom Inntal die Achenseeregion nur über stark befahrene, stauanfällige Straßen erreichbar ist. Vom Stau sind natürlich auch die Linienbusse nicht verschont. Für einen Außenstehenden befremdend ist, dass südlich des Inntals auf der Zillertalbahn ein Investitionspaket umgesetzt wird, in dem diese Schmalspurbahn von Diesel- auf Wasserstoffbetrieb (mit Brennstoffzellen und elektrischen Fahrmotoren) umgestellt wird.
Alle Räder stehen still, wenn die Politik es will!
Nichts gegen das technisch durchaus interessante, aber auch teure Projekt auf der Zillertalbahn, aber um einen Bruchteil der Investitionskosten im Zilertal hätte man die Achenseebahn rechtzeitig sanieren können. Mehr noch, bei einer selbstverständlichen Erhaltung des europaweit einzigartigen, nostalgischen Bahnbetriebs auf der Achenseebahn als Hotspot des Tourismus, hätte man die Achenseebahn gleichzeitig zu einem modernen elektrisch betriebenen Nahverkehrsmittel ausbauen können. Die frühere Betriebsleitung der Achenseebahn hat dafür von der schweizerischen Appenzellerbahn bereits sehr günstig gebrauchte Triebwägen erworben, für die es sogar ein Konzept gibt, sie zum Teil barrierefrei zugänglich zu machen. Der Bund hätte für einen modernen Nahverkehr auch die Möglichkeit finanzielle Mittel aus den sogenannten Mittelfristigen Investitionsprogrammen (MIP) für Privatbahnen bereitzustellen, für rein touristische Bahnen ist dies derzeit leider nicht möglich. Als Nicht-Tiroler ist es für mich unverständlich, warum man das Zillertal im Hinblick auf ein modernes Verkehrssystem so großzügig behandelt und die Achenseeregion so vernachlässigt. Das stellt eigentlich eine Benachteiligung der Einwohner/innen und Gäste der Achenseeregion dar. Immerhin waren in der Achenseeregion bereits im Jahr 2016 bereits mehr als 1,5 Millionen Gästenächtigungen zu verzeichnen.
Die Achensee-Schifffahrt wird in Zukunft wohl mit der Hälfte der Fahrgäste auskommen müssen, weil die Tiroler Landespolitik die Achenseebahn bewußt in den Konkurs treibt! Ob das der Achensee-Schifffahrt auf Dauer gut tut, steht wohl auf einem anderen Blatt.
Für mich persönlich kann der Achensee wieder einer der schönsten Plätze der Erde werden, wenn er vom Inntal in wenigen Minuten mit einer modernen Bahn erreichbar ist und die Staus auf den Straßen Geschichte sind. In diesem Sinn hoffe ich, dass der Satz zur Achenseebahn in dem Beitrag über den Achensee im Wiener Journal bald wieder zutreffend ist.
Mit freundlichen Grüßen DI Ernst Lung, Wien
So hätte die Achenseebahn als moderne umwelktfreundliche Nahverkehrsbahn ausschauen können.